Installationen, Interaktionen, Interventionen


Die Rauminstallation „Mutation tower“, entwickelt für die Ausstellung MUTABOR in der Galerie Gundula Gruber in Wien, besteht aus 33 Buchstabenbildern (je 50x40 cm, Lackspray, Acryl/Lwd., seit 2018) und behandelt die Mutation des Corona Wildtyps zur Delta-Variante. Dargestellt ist jener Teil der RNA des Spikeproteins des Virus, der mutiert ist - also die betroffenen Basen-Triplets (gekennzeichnet durch die Anfangbuchstaben A-denin, G-uanin, C-ytosin und U-racil). Die mutierte Base ist durch den auf den Kopf gestellten Buchstaben ausgewiesen; die gelöschten Basen sind durch Unterstriche symbolisiert.


Der schwarze Text der Wandinstallation Die sanfte Klinik für die Frau:
„Das Direktorat wird Sorge tragen, dass der Professor der Entbindungskunst die Schüler und Schülerinnen nicht nur am Phantome sondern am Leichname von Frauen mit toten Kindern übe, was unendlich lehrreicher ist.“
Er stammt aus: Dr. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und Wirken. Urteile der Mit- und Nachwelt. A. Hartleben’s Verlag, Wien/Leipzig 1905, S. 26
Die grüne Titelzeile war bis 2019 der Slogan der Semmelweis Frauenklinik.






A – due to the changed situation and the different venue - condensed variation of the performance I have done 2019 at BlickleKino/Belvedere21. Like the last time we made a video documentation.
See the text by Claudia Slanar about the relationship between live performance and video documentation in the light of my first performance/documentation SHOUTING SOME WORDS INTO THE LIGHT.





The site-specific text installation on the big wall refers to the history of the Nestroyhof. The Jugendstil building was finished in 1898 according to the plans of architect Oskar Marmorek. He was a close friend of Theodor Herzl, journalist, writer, political activist and “father” of the modern political Zionism. Beside his influential and controversial book Der Judenstaat (The State of the Jews; published in 1896 ) he also published Altneuland (The Old New Land) in 1902. In this utopian novel about a prosperous Jewish state in accordance with all its neighbours an architect called Steinek plays an important role. Herzl used his friend Marmorek as a close reference for this character.
The sprayed text on the wall is a cut-up of quotes by architect Steinek vulgo Marmorek from Altneuland. The letter paintings, which are integrated in this text, establish a colour-coded second level of meaning made up of the names of real people in connection with the building. Anna Stein (the last owner before the building was aryanized in 1940; yellow), Oskar Marmorek (red), Julius Schwarz (the principal of the house; black) – and the word raumbezogen (space related; blue), the name of the exhibition series of the Kunstraum where this exhibition took place.


Video der Performance im Rahmen der Blickle Archive Series #35: Michael Endlicher.
Siehe auch das zugrundeliegende Shouting Sheet und den Text Calling them Names von Claudia Slanar.
















Video der Performance im Rahmen der Aktionsreihe Brennende Fragen/Funkenflug 3, Jänner 2016. Basis war meine Litanei #0.
Mann|Frau, Geist|Körper, Sprache|Schrift, Natur|Kultur, Erfolg|Scheitern ... Das nach wie vor wirkmächtige Denken in binären
Oppositionen erfasst auch das zuweilen instabile Künstlersubjekt. Wenn die identitätsstiftende Abgrenzung vom
Anderen nicht mehr gelingt, wächst auf ungeahnte Weise zusammen, was nicht zusammengehören darf. Endlichers Sprach-
und Video-Performance verfolgt das Aufwallen von Künstleridentitäten im Widerstreit mit vereinnahmenden Zuschreibungen
von Außen. Es endet in einer hybriden Dystopie.














Ausgangsmaterial der Installation war ein Text von Martin Prinzhorn über
Text in der bildenden Kunst im Allgemeinen und in meiner Arbeit im Speziellen.








Celle war ein KünstlerInnen-Kollektiv in dessen Zentrum Kommunikation und Austausch stand.
Der Zugang und das Medium zur Durchführung eines Projekts resultierten stets aus dem jeweils
gegebenen Kontext (Christian Helbock). 2011 wurde Celle gegründet, bis zuletzt 2018 trat sie in
unterschiedlichen performativen Aktionen in unterschiedlicher Besetzung in Erscheinung, an einigen war ich beteiligt.



Die aufwendigste Aktion der Celle im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist in einem 34-minütigen Video
dokumentiert. Im Zuge von WAR WAS kam auch erstmals das Video Meloncholia zur Aufführung.













Endlichers raue, direkt auf die Wände geprayte Eingriffe verwenden Text als evokatives Verfahren, das seinen
kritischen Anspruch aus zwei thematischen Stoßrichtungen schöpft: einerseits Namen von Opfern diktatorischer
Systeme, fragmentierte Parolen von Widerstandsbewegungen und (dekonstruierte) religöse Formeln, andererseits
Zitate aus der Kunstkritik – einem oft hermetischen System mit autoritären Tendenzen innerhalb der Kunstwelt
selbst – als ironische Kommentarebene innerhalb der Ausstellung. Kontrastierende Objekte – Bilder, Emailschilder,
Found-Footage – potenzieren die inhaltliche und formale Wirkung im Raum. (Pressetext)











Endlichers Votivbilder erwarten vom Betrachter eigenmächtiges Handeln. Man soll sich für einen
Begriff entscheiden, sich durch die Art der Hängung des Bildes deklarieren. In der Performance
INS EIGENE BILD SCHNEIDEN waren die Galeriebesucher bereits vor der Fertigstellung der
Votivbilder involviert, sie sollten dem Künstler spontan Buchstaben vorgeben. Aus der zufällig
entstandenen Buchstabenreihe verwendete Endlicher jeweils vier aufeinanderfolgende und schnitt
diese als neue Vierbuchstabenbegriffe in die vorbereiteten Bildcorpora. In der fünf Stunden
dauernden Aktion wurden 9 Bilder vollendet, mit einem „VIEL“ und einem „ANKA“ (z.B. Paul?)
als unmittelbar sinnvoll erscheinenden Wörtern.
Mit den Votivbildern 2.0 gerät der Betrachter in eine neue Dimension der Bedeutungssuche frei nach
Jorge Luis Borges, der in der Bibliothek von Babel postuliert, dass auch die vermeintlich sinnloseste
Buchstabenkombination in irgendeiner Sprache Bedeutung erlangt. Ohne langes Grübeln über Wörter
und Gegenwörter wirkt die zufällige Buchstabenvorgabe als vereinfachender, beschleunigender Faktor
bei der Votivbildproduktion, darüberhinaus aber als langfristiges poetisches Sinnstiftungsunterfangen.










