Cuss Portraits bei „Wiener Gerücht. Das Private und das Öffentliche“, MUSA, Wien, im Oktober 2009
In der Serie der Cuss Portraits (cuss: engl. für Schimpfwort, sog. 4-letter-word) verkörpern Schimpf- und Schmähworte* auf den Porträts „öffentlicher Personen“ das von Außenstehenden zugeschriebene, beredenswerte Private. Formal zitieren die ausgestanzten Vierbuchstabenwörter die aus Tageszeitungen bekannten schwarzen Balken über den Augen, die üblicherweise dazu dienen, Personen in der Öffentlichkeit unkenntlich zu machen. In den cuss-portraits bewirkt das Prinzip jedoch das Gegenteil: die Bloßstellung der Person.
Bereits in früheren Arbeiten, den Votivbildern und den selfportraits from A to Z, stellen Vier-Buchstaben-Wörter als Zuschreibungs- bzw. Markierungsmerkmal einen zentralen konzeptuellen und formalen Ansatz des Künstlers dar. Angesichts der Thematik der Ausstellung „Wiener Gerücht“, das für den Künstler konzeptuell in der „Punzierung“ öffentlicher Personen durch oft abstruse private Zuschreibungen gipfelt, sind 4-letter-words einmal mehr zentrales und punktgenaues Gestaltungselement.
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TRUD – jemand, der nächtens im Haus wie ein Gespenst herumgeht, sei es aus Schlaflosigkeit oder anderen Gründen
ZAUK – derbe, widerspenstige, lästige, oft auch mannstolle Frau
LOFF – unverschämt bettelnde Person
TARL – nettes Mädchen, aber auch unberechenbare Närrin
MACK – griesgrämiger, langweiliger Kerl, heikel beim Essen
LATZ – unernster, sich kindisch gebender Mann
(alle aus Österreichisches Schimpfwörterbuch, Günther Jontes, 1998)
Endlicher, 2009